Wintergedicht 2020/21

31.12.2020, 23:59 Uhr

Ich hab kein Jahresendgedicht
zum Jahresende hingekricht:
Ich reim' erst wieder nächstes Jahr,
weil's alte so besch...eiden war...

31. Mai 2020

Irgendwas wurd ausgegossen –
weiß nicht, wie es heißt...
ab- und weg- und fortgeflossen
aus Gehirn und Geist.
Doch mich stört's nicht im geringsten:
Pfrohe Fingsten!

Wintergedicht 2018/19

Jahresgewächsle

Erschöpft neigt sich das Jahr dem Ende zu,
möcht‘ still und unschuldig entschlummern;
der Mensch neigt eher nicht zur Ruh,
will knattern, knottern, wimmern, wummern.

Das alte Jahr samt Nachruf ausgelutscht,
das neue steht schon vor den Toren:
die Kapp der Guten Hoffnung rutscht
wohl wieder über Aug und Ohren.

Ach, wär ich Hexer oder Hexel,
ich hext ihn weg, den Jahreswechsel…

Sommergedicht 2018

Heißzeitliches

Ja, ich hör die voll verschweißten
Klagen aus dem Heimatland,
hör sie spät, denn wir verreisten
früh mit kühlem Sachverstand
in das Land von Ren und Finnen,
um der Hitze zu entrinnen.

Aber ach, der kühle Norden
ist nicht mehr, was er einst war,
quält uns auch mit Hitzrekorden;
’s Eismeer kocht die Fische gar.
Schmachtend Flora, schmorend Fauna:
das ganze Land ist Freiluftsauna.

Und so grüße ich Dich triefend
im Schweiße – nicht nur angesichts –
distanziert, da dezent miefend,
denn an Deos Kraft gebricht’s.
Sonnenbrand auf Bein und Bauch
und dazwischen leider auch…

Leser*in, ich wünsche Dir
kühlen Kopf und Eisgebein
und dass Dir das Blut gefrier
bei vierzig Grad im Sonnenschein.
Gerne würd ich länger grüßen,
doch mein Geist will jetzt zerfließen…

Jahreswechsel 2012/13

Trauerrede zum Jahresabgang

Wir nehmen Abschied von Dir, sieches, krankes,
trotz Tapferkeit dem Tod geweihtes Jahr,
mit diesen letzten Worten stillen Dankes:
Ohn’ Dich wär nichts gewesen wie es war.

Ach, Jahr, Du hast die guten alten Zeiten
bis heut nicht über- und nicht untertrumpft,
drum woll’n wir Dich zur letzten Ruh geleiten
– bevor ab morgen die Erinn’rung schrumpft.

Warst nicht lang jung und bist nicht alt geworden,
(dreihundertsechsundsechzig Tage bloß);
Punkt Mitternacht wird zeitlich Dich ermorden
des Neugebor’nen jäher Todesstoß.

Das Neue schreit von vorn und macht Versprechen,
von hinten pupst’s und sondert ab wie Du;
es ist zwar dumm, doch menschlich kein Verbrechen,
ihm kurz zu glauben – für die Neujahrsruh…

Zwar werden wir im Neuen Dich nicht finden,
Du altes, liebgewordnes, flücht’ges Jahr,
doch wollen uns zwölf Monde an es binden:
Nichts währet ewig – außer’s bleibt, wie’s war…


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